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Grönland: Meine Auszeit im Eis

Weiter Blick, wacher Geist, wohlige Seele. So fühlt sich Glück an. Ich stehe auf dem Eis. Dem Inlandseis. 3.500 Kilometer und viereinhalb Stunden Flug von Zuhause entfernt. Viele Jahre habe ich von der Faszination Grönland geträumt. Der Natur, der Weite, der Einsamkeit.

 

Bei minus 22 Grad hat sich unsere Gruppe mit einem alten Schulbus aufgemacht, den Russel Gletscher samt beeindruckender Moränenlandschaft zu erkunden. Ich atme tief durch. Die Luft ist kalt. Eiskalt. Moschusochsen streifen unseren Weg zurück in unsere Unterkunft nach Kangerlussuaq.

 

82 PROZENT GRÖNLANDS LIEGEN UNTER EIS

Ich schlafe wie ein Stein in der Polar Lodge. Ein Gästehaus, gelegen am Flughafen einer ehemaligen Militärbasis. Von dort aus geht es mit Air Greenland am nächsten Morgen weiter 250 Kilometer nördlich nach Ilulissat. Ich lasse mich in den Sessel meines Hotelzimmers zurückfallen, schaue aus dem Fenster direkt auf den Eisfjord Kangia, seit 2004 UNESCO Kulturerbe. Grönland, ein echtes Anti-Stress-Land, denke ich und bin glücklich darüber, mich für eine kurze Zeit verabschiedet zu haben von der üblichen Geschäftigkeit, die den Arbeitsalltag bestimmt. Die Menschen sind freundlich, entspannt und zugewandt. Viele Aussteiger auf Zeit sind darunter, die hier auftanken und Kraft sammeln.

 

 Rund 40 Prozent der weltweit 3.000 Moschusochsen leben in Grönland.

ILULISSAT - EISBERGE UND SCHLITTENHUNDE

Entspannt ist auch Lars, unser heutiger Reiseführer, ein echter Grönländer. Mit ihm machen wir uns via Boot auf zu den Eisbergen in der Disko-Bucht. Jährlich strömen mehr als 46 Quadratkilometer Eis vom Ilulissat Gletscher in den Eisfjord. Oft mehrere 100 Meter breit. Das Eis glitzert in der Sonne. Es bedeckt 82 Prozent Grönlands. Mit 2.175 600 Quadratkilometern ist die zu Dänemark gehörige Insel die größte der Welt (zum Vergleich: die Fläche Deutschlands beträgt 357.000 km²). Sie ist 2.650 Kilometer lang und bis zu 1.050 Kilometer breit. 85 Prozent der 55.000 Einwohner entstammen den Inuit, den Ureinwohnern.

Eisberge im Kangia Ford. Würde das gesamte Eis Grönlands (2,85 Mio. km³) schmelzen,

stiege der Meeresspiegel weltweit um rund sieben Meter.

ZUSAMMENRÜCKEN BEIM KAFFEEMIK

Wie Lars. Er ist in Ilulissat geboren. Nein, weg möchte er aus Grönlands drittgrößter Stadt nicht. “Wir Grönländer lieben es, zusammenzurücken - mit der Familie, mit Freunden“, sagt der 33-Jährige. Seine Augen strahlen. Gründe zum Feiern gäbe es hier immer. Man brauche dazu nur eine gute Gesellschaft, Kaffee und süße Leckereien. Alle „Zutaten“ vereint nennt man hier „Kaffeemik“. Die Begegnung mit Lars berührt mich. Ein leuchtender Moment.

Impressionen aus Ilulissat. 85 Prozent der Grönländer entstammen den Ureinwohnern.

DER HUNDESCHLITTEN - TANSPORTMITTEL SEIT 1.000 JAHREN

Mein letzter Tag auf Grönland ist gekommen. Das Wetter hat umgeschlagen. Die Sonne ist Wind und Wolken gewichen. Das Thermometer zeigt minus 22 Grad. Ich habe vorbeugend fünf Lagen übereinander angezogen. Reicht nicht, sagt Johannes, unser Hundeschlittenführer, und gibt mir einen Anzug aus Robbenfell. Gut, dass ich die Skibrille meines Mannes gegen den Wind noch eingepackt habe. Und dann geht’s schon los. Die 12 Schlittenhunde freuen sich, loszurennen. Munter preschen sie über das Inlandseis. Zwei Stunden lang. Seit 1.000 Jahren ist der Hundeschlitten im Winter ein wichtiges Transport- und Fortbewegungsmittel der Ureinwohner. Der Wind peitscht in mein Gesicht. Diese klare Luft. Weiter Blick, wacher Geist, wohlige Seele. So fühlt sich Glück an.

https://visitgreenland.com

 

Hundeschlittenfahrt bei minus 22 Grad.

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